Lippstadt, 28. Juli 2020. In einem schwierigen Marktumfeld hat der international aufgestellte Automobilzulieferer HELLA im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/2020 (1. Juni 2019 bis 31. Mai 2020) auf Basis vorläufiger Zahlen einen gegenüber dem Vorjahr reduzierten währungs- und portfoliobereinigten Konzernumsatz von 5,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,8 Milliarden Euro) sowie ein bereinigtes operatives Ergebnis (bereinigtes EBIT) von 233 Millionen Euro (Vorjahr: 572 Millionen Euro) erwirtschaftet. Die bereinigte EBIT-Marge liegt entsprechend bei 4,0 Prozent (Vorjahr: 8,4 Prozent). Die vorläufigen Geschäftsergebnisse liegen damit im Bereich der zuletzt veröffentlichten Prognosebandbreite. Das berichtete EBIT beläuft sich auf minus 343 Millionen Euro. Ursächlich hierfür sind nichtzahlungswirksame Wertminderungen in Höhe von 533 Millionen Euro. Diese waren im vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres zu berücksichtigen und resultieren aus der Annahme, dass das weltweite Produktionsvolumen von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen auch mittel- bis langfristig signifikant unter den vor der Corona-Krise getroffenen Planungsannahmen und Markterwartungen liegen und dies zu einer geringeren Auslastung des globalen HELLA Produktionsnetzwerks führen wird. "In einem ohnehin schon rückläufigen Marktumfeld ist unsere Geschäftsentwicklung im letzten Jahr durch die Covid-19-Pandemie zusätzlich belastet worden", sagt HELLA CEO Dr. Rolf Breidenbach. "Infolgedessen haben wir unsere bereits laufenden Kostenprogramme weiter forciert. So haben wir im März zusätzliche temporäre Maßnahmen wie Kurzarbeit und ein noch strikteres Kostenkontrollprogramm eingeleitet. Dadurch konnten wir den harten Markteinbruch durch Corona abfedern, jedoch die damit verbundenen Einbußen wie absehbar nur teilweise kompensieren."
Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2020/2021 reflektiert hohe Marktunsicherheit sowie reduzierte Fahrzeugproduktion
Angesichts der weiterhin bestehenden hohen Marktunsicherheit sowie der reduzierten weltweiten Fahrzeugproduktion erwartet HELLA für das laufende Geschäftsjahr 2020/2021 (1. Juni 2020 bis 31. Mai 2021) einen währungs- und portfoliobereinigten Konzernumsatz in der Bandbreite von rund 5,6 Milliarden Euro bis 6,1 Milliarden Euro sowie eine um Restrukturierungsmaßnahmen, Portfolioeffekte und außerplanmäßige Wertminderungen bereinigte EBIT-Marge in der Bandbreite von rund 4,0 Prozent bis 6,0 Prozent.
"Mit unserem Geschäftsmodell sind wir als Unternehmen für die Zukunft gut aufgestellt und mit vielen Produkten im Elektronik- und Lichtbereich technologisch führend", sagt Dr. Rolf Breidenbach. "Doch es besteht nach wie vor eine hohe Unsicherheit, wie sich die Fahrzeugproduktion nach vorne heraus entwickeln wird. Aufgrund der deutlich reduzierten Marktvolumina sowie des hohen Investitionsbedarfs in der Branche werden sich Wettbewerbsintensität und Kostendruck weiter erhöhen."
Unternehmensleitung beschließt langfristiges Programm zur nachhaltigen Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit
Um die Aufstellung des Unternehmens angesichts der herausfordernden Marktbedingungen sowie des zunehmenden Preisdrucks nachhaltig zu stärken, hat die Unternehmensleitung ein langfristig orientiertes Programm zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit beschlossen. Dieses sieht zum einen weiterhin verstärkte Investitionen in automobile Markttrends, Automatisierung sowie Software-Know-how vor. Zum anderen werden weitere strukturelle Anpassungen im weltweiten HELLA Standortnetzwerk in Betracht gezogen.
In diesem Kontext ist geplant, die Zahl der Verwaltungs- und Entwicklungsstellen am Unternehmenssitz in Lippstadt um rund 900 zu reduzieren. Die erforderlichen Personalanpassungen sollen mittelfristig bis Ende 2023 erfolgen und so sozialverträglich wie möglich umgesetzt werden. Dazu werden zeitnah Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern aufgenommen. Der Hauptsitz Lippstadt soll auch weiterhin in seiner Funktion als globale Steuerungszentrale und High-Tech-Standort kontinuierlich weiterentwickelt werden.
Darüber hinaus sollen die bestehenden Programme zur kontinuierlichen Verbesserung sowohl an den deutschen als auch marktabhängig an den internationalen HELLA Standorten fortgesetzt werden. Bei erfolgreicher Umsetzung aller Strukturmaßnahmen am Standort Deutschland ist mit einem jährlichen EBIT-Beitrag in Höhe von rund 140 Millionen Euro zu rechnen. Der größte Teil hiervon wird aller Voraussicht nach bereits ab dem Geschäftsjahr 2022/2023 wirksam werden. Die Einmalaufwendungen für die Gesamtmaßnahmen am Standort Deutschland werden voraussichtlich bei circa 240 Millionen Euro liegen und weitestgehend im laufenden Geschäftsjahr 2020/2021 anfallen. Die frei werdenden Mittel sollen zum Großteil dafür genutzt werden, die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens langfristig weiter zu stärken.
"Den herausfordernden Marktbedingungen müssen wir mit Weitblick begegnen und dabei insbesondere unsere Kostenstrukturen in den Fokus nehmen", sagt Dr. Rolf Breidenbach. "Wir haben in den letzten Jahren bereits viel unternommen und unsere Kostenbasis kontinuierlich verbessert. In dem Zuge haben wir seit August 2018 auch unsere weltweite Belegschaft um rund 5.400 Stellen reduziert. Doch das allgemeine Marktumfeld hat sich jetzt noch einmal deutlich verändert. Daher führt an weiteren strukturellen Anpassungen kein Weg vorbei. Nur so können wir HELLA für das kommende Jahrzehnt fit machen. Parallel dazu investieren wir weiter konsequent in Zukunftsthemen und treiben die Automatisierung in unseren Produktionswerken weiter voran."
Anlässlich der Veröffentlichung des Unternehmensausblicks für das laufende Geschäftsjahr 2020/2021 sowie der beschlossenen Strukturmaßnahmen findet am Dienstag, den 28. Juli 2020 um 12:30 Uhr (CET) ein erläuternder Investoren-Call statt. Die detaillierte Veröffentlichung der finalen Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2019/2020 erfolgt wie geplant am 14. August 2020.